Nur die Zerstörung schreitet voran

Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/ureinwohner-im-brasilianischen-regenwald-nur-die-zerstoerung-schreitet-voran/25820412.html

„Die Pandemie lähmt alles, nur nicht die Zerstörung Amazoniens“ schreibt eine brasilianische Wirtschaftszeitung. Im Schatten der Coronakrise treiben Goldsucher, Holzfäller und Viehzüchter die Abholzung des Amazonaswaldes weiter voran. In den ersten vier Monaten dieses Jahres nahm die zerstörte Regenwaldfläche um 55 Prozent im Vergleich zu 2019 zu. Ein neuer Rekord.

Die brasilianische Umweltbehörde Ibama patrouilliert wegen Corona zwar weniger, dokumentiert und verhindert aber dennoch illegale Abholzungen. Bei einem Einsatz fanden die Beamten des Ibama unter anderem dutzende eingefangene exotische Tiere.

Für die indigene Bevölkerung ist das Coronavirus wegen ihres anfälligeren Immunsystems besonders gefährlich.

Die illegalen Holzfäller zerstören also nicht nur ihre Reservate, sondern gefährden unmittelbar auch die Gesundheit der Indigenen. Rückendeckung bekommen die Holzfäller von Umweltminister Salles und Präsident Bolsonaro, die keinen Hehl daraus machen, dass sie die Ureinwohner Brasiliens für minderwertig halten und den Schutz des Regenwaldes als Wachstumshindernis sehen.

Bolsonaro hat nun sogar ein Dekret erlassen, das die Zuständigkeit für Umwelteinsätze vom Ibama auf das Militär überträgt. Während Brasiliens Bevölkerung unter dem Virus leidet, insbesondere in der Amazonasregion (z.B. Manaus), nutzt der Präsident die Krise, um den Umweltschutz weiter zu schwächen. Gerade jetzt, wo das Auftreten des neuen Coronavirus doch eigentlich gezeigt hat, dass das immer weitere Vordringen in Ökosysteme besondere Gefahren birgt.