Verdammter Krieg

Quelle: http://www.jungewelt.de/2015/02-18/001.php

Nachruf auf den 29jährigen Antifaschisten Wsewolod »Sewa« Petrowvski

Von Susann Witt-Stahl

Er war Journalist, Poet und aktiver Antifaschist. Der verdammte Krieg im Donbass hat Wsewolod »Sewa« Petrowvski auch zu einem Soldaten gemacht. Ich traf Sewa das erste Mal im April 2014 in Donezk, kurz nach der Gründung der Volksrepubliken und dem Ausbruch der schweren Kämpfe in Slowjansk. Wir sprachen über den bedrohlichen Vormarsch der militanten Nationalisten und ihre Gewaltexzesse. Sewa half mir mit seinen Kontakten; wir arbeiteten zusammen.

Er begegnete mir als ein sehr sensibler und zarter Mensch. Wer ihn erlebt hat, kann sich gut vorstellen, dass Verszeilen wie diese von ihm stammen: »Sie sollten auf ein Mohnfeld gepflanzt werden / in einem aufgewühlten Feld aus Feuer. / Sie werden außergewöhnlich schnell keimen / nach unten. / Rot auf Rot./ Mit eiserner Schneide küssen, / mit einer scharfen Klinge über die Lippen fahren / und sie werden mit heißen Säften fließen / Rot auf Rot.«

Sewa war Kommunist, ein Nachfahre des in der Region bekannten Oktoberrevolutionärs Georgi Petrowski; und eine Zeitlang Koordinator der marxistischen Organisation Borotba. Er kämpfte als »einer der besten linken Journalisten der Ukraine«, so das Internetmagazin Liwa, für das Sewa schrieb – zunächst gegen die Korruption unter Janukowitsch, seit dem Putsch in Kiew gegen die neuen chauvinistischen Machthaber.

Für die Verteidigung des proletarischen Internationalismus und die Arbeiterklasse im Donbass trat Sewa schließlich in die Kommunistische Kompanie des »Geister«-Bataillons der Volksrepublik Lugansk ein. In der Nacht des 8. Februar war er in der Nähe des Dorfes Komissarowka im Einsatz, um Verwundete zu bergen. Er geriet unter heftigen Beschuss der ukrainischen Artillerie. Es sei »ganz schnell gegangen«; ein Granatsplitter habe Sewa ins Herz getroffen, berichten Kameraden. Er ist nur 29 Jahre alt geworden. »Ich kann meinen Schmerz nicht ausdrücken«, spricht Eugene Wallenberg, sein Freund und Kommandeur der politischen Abteilung seiner Kompanie, aus, was viele fühlen, die Sewa kannten. »Ruhe in Frieden, mein Bruder und Genosse – vergib mir, dass ich dich nicht beschützen konnte.«